Mein Kajak- Das Nortik Argo im Test
Auf meinem großen Abenteuer war ich im Nortik Argo unterwegs. Jetzt ist es an der Zeit für einen kleinen Testbericht. In den Test fließen vor allem meine Erfahrungen während der langen Reise ein. Außerdem habe ich mit dem Kajak noch ein paar kleinere Touren unternommen. Schon mal vorweg: Das Nortik Argo ist ein tolles Boot. Es ist nicht perfekt aber je nach Einsatzweck ist es schwierig ein besseres Kajak zu finden.
Ich habe mich für das Nortik Argo entschieden, da es eines der wenigen faltbaren und vollwertigen Seekajaks auf dem Markt ist. Im Vergleich zu vielen anderen Faltbooten besitzt das Argo eine lange, schmale und sportliche Form und lässt sich komplett wasserdicht schließen. Somit ist es gut geeignet, um auf dem Meer zu paddeln. Aber natürlich kann man es auch gut auf dem Fluss oder auf Seen verwenden.
Hinweis Oktober 2023: Dieser Test bezieht sich auf ein Nortik Argo Modell aus dem Jahr 2019. Inzwischen wurde das Boot vom Hersteller weiterentwickelt. Zu den größten Änderungen gehört das Material des Gestänges. Das Gestänge ist inzwischen grau eloxiert und vermutlich etwas beständiger im Salzwasser. Praxiserfahrungen liegen mir dazu allerdings nicht vor. Außerdem wurden die Senten verändert, so dass der Zusammenbau etwas vereinfacht wurde
Hier kurz die Angaben aus dem Datenblatt:
Sitzplätze: 1
Länge: 520 cm
Breite: 62 cm
Gewicht: 19 kg
Zuladung: 160 kg
Packmaß: 120x45x25 cm
Fahreigenschaften:
Die Fahreigenschaften kann ich als sehr positiv bewerten. Der geradeauslauf ist super. Ohne Gegenwind und Strömung bin ich mit etwa 6-7 km/h bei moderater Anstrengung gepaddelt. Bei sehr entspanntem Paddeln sind auf jeden Fall 5 km/h machbar. Wenn man es sportlich nimmt, sind aber auch höhere Geschwindigkeiten drin. Ich empfinde das Boot als stabil und wenig kipplig. Durch die Schenkelstützen kann man sehr sicher im Boot sitzen und auch Rollen ist kein Problem. Sehr vorteilhaft der stabile Süllrand. Er ist aus stabilem Kunststoff gefertigt und die Spritzdecke lässt sich genauso gut befestigen wie bei Booten aus Kunststoff oder GFK.
Im Vergleich zu Luftbooten oder klassischen Faltbooten, wie z. B. von Klepper, liegt das Nortik Argo deutlich tiefer im Wasser. So ist es merklich weniger windanfällig und schneidet schön durch größere Wellen.
Durch die Länge und Form vom Boot besitzt es allerdings einen großen Wendekreis. Auch mit der Steueranlage ist es gar nicht so einfach mit dem Boot in die Kurve zu gehen. Auf sehr engen Gewässern kann es also manchmal etwas schwierig werden. Auf größeren Gewässern ist es dafür ideal.

Gepäck:
Auf meiner Tour hatte ich eine umfangreiche Campingausrüstung, sowie eine Umfangreiche Kameraausrüstung dabei. Ich war also nicht gerade mit wenig Gepäck unterwegs und es hat alles im Boot Platz gefunden. Vorne und hinten gibt es jeweils eine Gepäckluke. Die Luken lassen sich so ähnlich wie Packsäcke wasserdicht verschließen. Nachteilig ist die Firststange vom Gestänge, welche die Luke genau mittig kreuzt. Es ist also nicht möglich besonders große Packsäcke durch die Luken zu bekommen. Am besten eignen sich hier tatsächlich ganz kleine Packsäcke mit nur 2l Volumen. Wenn sich in den Säcken aber weiche Sachen wie Kleidung befindet, kann man auch größere Säcke durch die Luke zwängen. Große Gepäckstücke muss man aber durch die Sitz Luke einladen und dann nach vorne oder hinten durchschieben. Das funktioniert aber eigentlich auch ganz gut. Nur beim Einsatz der Steueranlage ist es etwas nervig, dass man jedes Mal die Pedale abbauen muss, um an das Gepäck zu kommen.
Auch wenn die Luken wasserdicht verschlossen sind, der Gepäckraum ist nicht abgeschottet. Wenn durch die Sitz Luke Wasser eindringt läuft es durch das komplette Boot und das Gepäck wird nass. Das kann zwar durch den Einsatz der Seesocke mehr oder weniger verhindert werden, ich rate jedoch dringend zum Einsatz wasserdichter Packsäcke.
Außerdem gibt es an Deck viele D-Ringe und Gepäcknetze, so dass es auch möglich ist Gepäck auf dem Deck zu verstauen.



Aufbau:
Das Kajak besteht aus einer Außenhaut und einem Aluminium Gestänge. Für den Aufbau baut man zuerst das Gestänge zusammen und schiebt es dann in die Außenhülle. Am Anfang musste ich intensiv die Anleitung studieren aber nach ein paar Mal Aufbauen geht das jetzt auch ohne Anleitung.
Der Hersteller gibt eine Aufbauzeit von ungefähr 20 Minuten an. Diese Zeit habe ich jedoch noch nie annähernd erreicht. Meiner Erfahrung nach sind 45 Minuten deutlich realistischer. Der Aufbau ist definitiv etwas komplizierter und langwieriger. Für eine längere Tour stört mich das nicht wirklich. Für eine Tagestour kann ich mich da aber nur selten motivieren das Boot aufzubauen. Das Boot ist definitiv für Mehrtagestouren konstruiert.
Oft ist der Aufbau auch etwas friemelig und ineinander eingegangene Teile lösen sich beim Zusammenbau wieder. Das kann einen schnell zur Verzweiflung bringen. Ich fixiere manche Teile des Gestänges vor dem Aufbau mit Kabelbindern, so lässt sich der Frust vermeiden. Wenn das Boot aber erst einmal zusammengebaut ist, hält alles bombenfest.
Da ich mit dem Boot hauptsächlich alleine unterwegs war, musste ich das Boot oft über Sand und Kies ziehen. Wie bei jedem Faltboot ist die Haut natürlich nicht so strapazierfähig wie ein Boot aus festem Plastik. Deshalb habe ich zur Verstärkung noch einen breitere Kielstreifen angebracht. Nötig ist das nicht unbedingt, aber die Verstärkung gab mir auf Tour ein besseres Sicherheitsgefühl. Außerdem wünschte ich mir, das Boot würde anständige Tragegriffe besitzen. Die D-Ringe sind nicht stark genug, um das Boot daran anzuheben. Beim Tragen ist das ganze doch etwas unhandlich.

Lieferumfang und Zubehör
Im Lieferumfang ist neben dem Boot eine ausführliche Aufbauanleitung, sowie ein Reparaturset enthalten. Das Nortik Argo wird in einem großen Rucksack geliefert. Der Rucksack ist großzügig bemessen, so dass auch noch weiters Zubehör, wie z. B. ein teilbares Paddel und eine Schwimmweste Platz findet. Der Rucksack ist relativ einfach gehalten und so im Boot dann auch gut zu verstauen. Der Komfort ist natürlich nicht überragend aber der Rucksack ist mit einem Beckengurt ausgestattet und eignet sich gut das Boot vom Auto oder Bahnhof zum Fluss zu tragen. Ein paar Kilometer Wandern oder eine Anreise mit dem Fahrrad würde ich jedoch nicht empfehlen.
Neben dem im Lieferumfang enthaltenen Zubehör kann von Nortik auch noch weiteres Zubehör erworben werden. Für meine Tour habe ich außerdem die Steueranlage, die Seesocke und einen Lukendeckel gekauft. Außerdem verkauft Nortik noch ein Segel und eine Spritzdecke, welche ich jedoch nicht getestet habe.
Die Steueranlage funktioniert gut und macht es deutlich einfacher das Boot zu navigieren oder bei Wind den Kurs zu halten. Die Ruderwirkung ist nicht allzu stark, reicht aber meiner Meinung nach völlig aus. Man sollte das Steuer jedoch eher dafür einsetzen den Kurs zu halten oder um kleine Korrekturen vorzunehmen. Für große Manöver ist die Ruderwirkung zu schwach. Das Steuer wird durch einen Seilzug mit Pedalen bewegt. Die Justierung ist etwas fummelig und verstellt sich manchmal auch von selbst. Dann muss man noch einmal nachjustieren.

Wirklich empfehlenswert ist die Seesocke. Die Seesocke dient dazu das Kajak im Falle des Kenterns abzuschotten. Die Seesocke schottet die Sitzluke vom restlichen Boot ab. Beim Kentern läuft so nicht das gesamte Boot voll. Das ist natürlich ein großer Sicherheitsvorteil. Außerdem bleibt das Boot sauber und trocken, wenn man mit nassen Füßen einsteigt oder Wasser in die Sitzluke kommt.
Nicht empfehlen kann ich den Deckel für die Sitzluke. Der ist einfach viel zu eng geschnitten und sitzt wahnsinnig stramm. Erst nach der Tour hat sich der Deckel soweit ausgedehnt, dass es halbwegs funktioniert den Deckel ohne Frust zu montieren. Einfach ist es aber immer noch nicht.
Salzwasserbeständigkeit
Ich hatte mich für das Nortik Argo entschieden, da ich ein Boot für das Paddeln an der Küste brauchte. Von den Fahreigenschaften ist es dafür auch sehr gut geeignet. Durch das Aluminium Gestänge ist es allerdings nicht perfekt für den Einsatz im Salzwasser geeignet. Der Hersteller bietet einen Schutzfilm aus der Sprühdose an, mit dem man das Gestänge vorher behandeln sollte. Trotzdem war das Gestänge nach der Tour sichtbar mitgenommen und ein wenig korrodiert. Strukturell gibt es aber bisher keine Probleme. Inzwischen wird das Gestänge grau eloxiert und ist vermutlich etwas Salzwasser beständiger. Am grundsätzlichen Material ändert das jedoch nichts und die Legierung verträgt sich nicht gut mit Salzwasser. Nach einer Tour auf dem Meer sollte das Gestänge und Boot also immer gründlich gereinigt werden.
Fazit
Das Nortik Argo ist ein tolles Boot und und ich würde es jederzeit wieder kaufen. Besonders die guten Fahreigenschaften und die Möglichkeit viel Gepäck zu verstauen haben mich überzeugt. Es gibt jedoch auch ein paar Schwächen: Hier ist zum einen der komplexe und langwierige Aufbau zu nennen. Das Nortik Argo ist definitiv für Mehrtagestouren konzipiert. Zum schnellen Auf- und Abbauen für Tagestouren gibt es sicherlich geeignetere Modelle. Stören tun mich auch ein paar konstruktionsbedingte Merkmale. Beim Aufbau springen oft die Teile des Gestänges auseinander und man muss sich mit Bastellösungen, wie z. B. den Kabelbindern behelfen. Trotz der Mängel: Je nach Einsatzzweck ist es nicht einfach ein besseres Boot zu finden.
Positiv
- Sehr gute Fahreigenschaften
- Stabiler und sicherer Sitz/ Genug halt, um zu rollen
- Komplett Wasserdicht abgeschlossen
- Platz für viel Gepäck
- Hohe Verarbeitungsqualität
- Umfangreiches Zubehör vorhanden
Negativ
- Langwieriger und komplexer Aufbau
- Enge Gepäckluken
- Fehlende Tragegriffe
- Mangelnde Salzwasser Beständigkeit
Hinweis: Für meine Tour wurde mir vom Hersteller ein Rabatt eingeräumt, das Urteil wird dadurch jedoch nicht beeinflusst.